Digital Detox heißt »digitale Entgiftung«. Das klingt so sexy wie Fußpilz. Außerdem impliziert das Wort, dass man Gift zu sich genommen hat. Auch nicht schön. Deshalb, machen Sie es wie ich, denken Sie: Digital Detox, das ist meine neue Superpower und vergessen Sie alles, was Sie über Offline-Wochenenden und Handyentzug gehört haben. Der Rest kommt fast von alleine. Digital Detox schärft Ihren Blick über den Bildschirmrand. Was bringt Ihnen das? Sie bekommen Ihr Handy und Social Media in den Griff. Sie gewinnen Zeit, Freiheit, Fokus, Gelassenheit, Lebensglück und ein unerschütterliches Selbstbewusstsein. Digital Detox bringt Sie dorthin, wo Digitalisierung hin muss, wenn sie zur Evolution beitragen will: in die digitale Balance.
Die meisten Menschen verstehen unter Digital Detox etwas, das jeder insgeheim will, die wenigsten jedoch von alleine können: einfach mal abschalten.
Die digitale Dauerablenkung abschalten, ist mehr als ein Trend – es ist wie Bremsen beim Autofahren: überlebenswichtig.
Deshalb ist Digital Detox eine Superpower, auf die Sie keinen Tag länger verzichten sollten. Was ich als Superpower bezeichne, heißt übersetzt sehr unbegehrenswert »digitale Entgiftung«. Jetzt verstehen Sie, warum ich von Superpower spreche und sich der englische Begriff medial durchgesetzt hat: Entgiftung klingt so sexy wie Fußpilz. Entgiftung setzt voraus, dass man Gift konsumiert hat. Das schmeichelt weder dem Ego noch maximiert es Gewinne. Darum spricht alle Welt von Digital Detox.
Eine Definition von Digital Detox? Digitalverzicht – Jojo-Effekt inklusive
Wenn man Digital Detox streng definiert, versteht man darunter einen Zeitraum, in dem man freiwillig auf Handy, Computer und sonstige digitale Geräte und Apps verzichtet. Ziel dieses Digitalentzugs ist, den Überkonsum auf ein normales Maß zu reduzieren. Das funktioniert, aber nur kurzfristig.
Fasten ist kein Ernährungsprogramm: Offline-zwang bringt keine Medienkompetenz
Wer sich von Pizza und Pommes ernährt, verliert an einem Fastenwochenende sicher Gewicht und wird am Montag vielleicht sogar zu Salat greifen. Danach schlägt der Jo-Jo-Effekt zu. Mit Digital Detox verhält es sich genauso: Um langfristig in eine smarte und stabile digitale Balance zu kommen, braucht es mehr als ein Detox-Wochenende oder einen Offline-Urlaub.
Ich bin Internet-Veteranin, ich bin seit über 20 Jahren an vorderster Digitalisierungsfront unterwegs und kenne jede Nebenwirkung ungebremsten Digitalkonsums. Was ich heute über das Digitale weiß, habe ich durch »Herdplattenanfassen« gelernt. Das entspricht meinem Naturell: Ich lerne am besten durch Erfahrung. Es gab zu Beginn der digitalen Revolution auch keine Alternative. Wie auch? War ja alles neu.
Die Nebenwirkungen der Digitalisierung lernt man am besten im Selbstversuch
Ich war junge Journalistin, als ich 1996 vom digitalen Evolutionsfieber infiziert wurde. Das Digitale schien mir wie eine Wundertüte. Meine Begeisterung war so grenzenlos wie die neuen digitalen Möglichkeiten. Ich wusste instinktiv: Das Internet ändert alles. An diesem Punkt endete mein Wissen und es begann: ausprobieren, scheitern, lernen, besser machen. Damit will ich dir sagen: Ich kenne jede digitale Schieflage aus eigener Erfahrung. Alle Tipps, die ich dir gebe, habe ich selbst ausprobiert. Meine digitale Balance optimiere ich ständig. Auch dieses Buch wird nie fertig sein. So ist das Digitale: stets optimierbar, für immer Beta. Damit du dir digitale Nebenwirkungen möglichst rasch ersparen kannst, fangen wir mit ihnen an.
Zu Beginn der digitalen Revolution musste man ins kalte Wasser springen
Es gab keine Erfahrungswerte. Es gab Träume. Idealismus. Mut. Riesige Chancen und ebensolche Gefahren. Für die Gefahren hatten wir Internetpioniere keine Zeit. Wie auch? Wir waren ja rund um die Uhr mit den Chancen beschäftigt. Und glaube mir, die waren damals schon so unwiderstehlich wie alles, was heute aus dem Silicon Valley kommt.
Raten Sie mal, woher der Digital-Detox-Trend kommt? Aus dem Silicon Valley!
Ich schäme mich, das zu schreiben, weil es so skurril ist, dass jedes »Fake News«-Radar ausschlagen müsste! Leider ist es wahr: Aus derselben Ecke wie all das, was unsere Aufmerksamkeit digital 24/7 so sehr in den Bann zieht, dass wir gar nicht mehr abschalten wollen, geschweige denn noch können, kommt jetzt der Trend zur digitalen Entgiftung. Das klingt doch wie ein Witz, über den keiner lacht, oder?
Dieselben Firmen, die Millionenbudgets in unwiderstehliche Apps, Geräte und Nutzeroberflächen investiert haben, die nur zum Ziel haben, dass wir nicht mehr ohne sie leben können und möglichst viel und gedankenlos konsumieren, dieselben Firmen lancieren heute im Quartalstakt Apps und Funktionen, die uns helfen, unseren digitalen Konsum einzuschränken.
Wenn Apple Ihnen Ihre Bildschirmzeit schickt, ist das gegen Apples interessen
Das ist, als würde Heineken Sie darauf hinweisen, dass Sie jede Woche 12,7 Liter Bier trinken und vor 12 Uhr mittags damit beginnen … Apps, die helfen, den Social-Media-Konsum einzuschränken, sind wie Wodka, bei dem sich der Flaschenhals automatisch schließt, sobald der Mensch den Hals nicht vollkriegt. Stellen Sie sicheine Kampagne für »smartes Spiegeltrinken« von Absolut Vodka vor. Wie glaubwürdig wäre die? Ein journalistisches Armutszeugnis ist, wie unkritisch diese Funktionen von Qualitätsmedien als »Digital Detox«–Hilfe gefeiert werden.
Die Handyhersteller seien um die Gesundheit der User besorgt, steht unisono auch auf Seiten, die einst für kritischen Journalismus bekannt waren. Upgrade für deinen kritischen Verstand:
Hersteller können sich nur trauen, zu empfehlen, den Konsum einzuschränken, wenn sie sich sicher sind, dass wir von ihrem Produkt abhängig sind
Und warum sollten sie das tun? Eine Hypothese: Weil sie fürchten, verklagt zu werden. Wieso das? Weil ihre Produkte abhängig machen und der Gesundheit schaden können. Die einzige Sorge, die ich Google & Co. zutraue, ist die um den Jahresgewinn. Bin ich zu kritisch? Ich hoffe schon, aber ich glaube es nicht. Mein digitaler Idealismus hat sich in den vergangenen 20 Jahren in kritischen Enthusiasmus gewandelt. Ich schreibe weichspülerfrei. Das klingt manchmal hart. Es wird Sie weiterbringen als der unkritische Digitalisierungshype, der mir immer unerklärlicher wird und zunehmend vorgestrig erscheint. Glauben Sie mir, ich wünschte für mein eigenes Seelenheil, ich könnte mit der Begeisterung der 90er-Jahre über die Wundertüte Digitalisierung schreiben. Wenn ich daran denke, was passieren wird, wenn künstliche Intelligenz auf natürliche Dummheit trifft, vergeht mir jede Lust dazu.
Woran erkennen Sie erfolgreiches Lobbying? Daran, dass sich Konsumenten schuldig fühlen.
Ein Beispiel: Wer ist Schuld am Plastikmüll? Die Industrie, die das Zeug herstellt und billig anbietet? Oder der Konsument, der Plastik kauft und gedankenlos wegwirft? Beide tragen zur Misere bei, klar, doch die Initialschuld, bei wem liegt die? Bei den Plastikherstellern! Wenn wir verstehen möchten, warum wir eine digitale Entgiftung brauchen, die mehr kann als ein Offline-Wochenende, dann müssen wir uns akzeptieren, was die Digitalindustrie mit uns Konsumenten macht, bevor wir uns ansehen, was wir mit dem Digitalen machen. Das ist ätzend, danach wird es angenehmer. Versprochen.
Das Problem ist nicht primär die Technologie. Das Problem ist die Beziehung, die wir dazu entwickelt haben.
Eltern schenken ihren Handys mehr Aufmerksamkeit als ihren Kindern. Wir berühren den Bildschirme häufiger als die Menschen, die wir am meisten lieben. Bekommen wir keine Likes, fühlen wir uns ungeliebt, auch wenn der Partner neben uns liegt.
Ist das normal? Nein.
Tut uns das gut? Nein.
Tun wir das freiwillig? Jein.
Der Unterschied zwischen Technologie und Sklaverei ist, dass Sklaven wissen, dass sie nicht frei sind.
Nassim Nicholas Taleb, Philosoph, Ökonom, Flaneur
Die gute Nachricht. Es gibt ein Gegenmittel! Hier ist es …
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